Geschichte

Die Anfänge

Im Jahr 1810 gründete der Schneidermeister Joseph Gastager aus Feldwies die “Blas- und Streichmusikkapelle Übersee”. 1840 übernahm sein Sohn Joseph Gastager die Leitung der Kapelle, der sich auch Musikanten aus den umliegenden Gemeinden anschlossen. Sie trat im ganzen Achental auf. 1875 wechselte der Taktstock an Andre Gastager, den Enkelsohn des Gründers.

Schmid-Heigenhauser Besetzung 1920
hintere Reihe, von links nach rechts: Josef Schmid-Liebl, Josef Koch, Josef Rieder, August Schmied, Nikolaus Gnadl, Sebastian Fleidl
mittlere Reihe: Andre Genghammer, Sepp Pemler, Georg Reischl, Ignaz Ebner, Bartholomäus Güntherr
vorne sitzend: Xaver Gastager, Sebastian Heistracher, Nikolaus Pemler, Sebastian Heigenhauser

Die Anfänge

Aus der Niederschrift von Josef Schmid, 1881 – 1973

Über die Entstehung der Musikkapelle in der Gemeinde Übersee. Ein Josef Gastager, geboren 1780 in Neukirchen bei Oberteisendorf ist im Jahre 1805 als Schneider nach Feldwies am Chiemsee übersiedelt und hat neben seinem Schneiderhandwerk Blas- und Streichmusik gepflegt und betrieben. Im Jahre 1810 hat sich dieser Josef Gastager mit einem Andreas Huber, Kumpfmüller in der Feldwies, einem Andreas Genghammer, Gamer in Seethal, einem Joseph Mayer, Gießner in Übersee und einem Anton Daurer, Stockerschmied in der Feldwies zusammengeschlossen, mit diesen eine Blas- und Streichmusikkapelle gegründet und die Dirigentschaft übernommen. Von dieser Musikkapelle wurden Übersee und alle Nachbargemeinden mit Konzert und Tanzmusik betreut.

Der Sohn des 1780 geborenen Josef Gastager, welcher von einer Badertochter in Feldwies im Jahr 1813 als lediges Kind geboren wurde und den Namen seines Vaters Josef Gastager erhalten hatte, hat im Jahr 1840 für seinen Vater die Dirigentschaft übernommen und diese Musikkapelle mit seinem Vater, mit Andre Huber, mit dessen Sohn Hausernbinder, Anton Daurer, Andreas Genghammer und Joseph Mayer weitergeführt. Der 1813 geborene Josef Gastager, welcher sich im Jahr 1847 das Hannerlwagner Gütl in Feldwies käuflich ich erworben hatte, hat sich mit einem Knott aus Grassau und einem Ledererbistl aus Reit im Winkl ebenfalls als Blas- und Streichmusiker zusammengeschlossen. Durch diesen Zusammenschluß hat diese Musikkapelle Gastager die ganzen Achental-Gemeinden einschließlich Reit im Winkl und Kössen in Tirol mit der Blas- und Streichmusik betreut. Der 1780 geborene Josef Gastager, Gründer der ersten Musikkapelle Übersee ist im Jahr 1856 beim Fasching in Feldwies ohne Besitz gestorben. Vom Jahr 1860 ab haben die Söhne des 1813 geborenen Josef Gastager, Hannerlwagner von Feldwies, ein Josef, Andre, Georg und Baptist Gastager bei dieser Blas- und Streichmusik mitgewirkt. Josef Gastager jun., zweiter Dirigent der Gastager Musikkapelle, ist 1896 gestorben.
Im Jahre 1875 haben die Söhne des Josef Gastager jun., ein Josef, Andre, Georg und Baptist von ihrem Vater die Musikkapelle übernommen. Diese Gebrüder Gastager haben unter der Leitung ihres Bruders Andre mit Stocker Prien, Eder Endorf und Berger Frauen-Chiemsee eine Musikverbindung aufgenommen. Nach Ableben von Stocker und Eder sind für sie Peter Schmid, Prien und Schupfinger Endorf eingetreten.
Bis zum Jahre 1880 hat auch diese Kapelle noch den ganzen oben erwähnten Bezirk mit Konzert- und Tanzmusik beherrscht. Ab 1880 wurde Grassau selbstständig und die Kapelle Gastager gab den Bezirk ab. Der Musikkapelle Gastager mit ihrem dritten Dirigenten Andre Gastager verblieb durch den Zusammenschluß mit Prien, Endorf und Frauen-Chiemsee folgender Musikbezirk: Übersee, Sondermoning, Prien, Wildenwart, Breitbrunn, Gstadt, Lambach, Gollenshausen, Eggstätt und Endorf. Die Musikkapelle Gastager, zusammengesetzt aus hervorragenden Musikern, hat vom Jahr 1810 bis zum Jahr 1905 bestanden.


Die Alten Überseer

1903 rief Josef Schmid (Liebl) eine eigene Musikgruppe ins Leben und die beiden Überseer Kapellen gerieten in einen nicht immer friedlichen Wettstreit. Peter Donauer war es, der die “Gastager-Kapelle” ab 1918 weiterführte.
1922 beendeten die beiden Überseer Kapellen die Zeit des Wetteiferns und schlossen sich zu einem Klangkörper unter Georg Reischl zusammen. Er leitete die Blaskapelle bis 1946, danach trat August Schmid, ein Neffe des Liebl, an seine Stelle. Nach dem Tod von August Schmid dirigierte der Posaunist Josef Schwaiger die Kapelle.

Die alten Überseer, Besetzung ab 1958
hintere Reihe von links nach rechts: Nikolaus Holzner, Jakob Haumayer, Herbert Donauer, Hans Ebner (Franzenschneider), Josef Schwaiger (Fischer), Sebastian Holzner, Alois Gelder (Pretlmann)
vordere Reihe, von links nach rechts: Nikolaus Holzner (Radlschuster), Ignaz Ebner (Franzenschneider), Bartholomäus Güntherr, Andre Genghammer (Gamer), Alois Dettl, Johann Wimmer

Die Alten Überseer

Im Jahre 1903 wurde in Übersee eine neue junge Musikkapelle gegründet.

Gründer dieser Kapelle waren Josef Schmid, Liebl in Feldwies, Georg Hartl in Hinterbichl, Georg Hartl in Westerbuchberg und Josef Heigenhauser, Irlingweber in Übersee. Von den noch lebenden Musikern Gastager ist Josef Gastager mit seinem Sohn Xaver nach dem ersten Weltkrieg der neu gegründeten Musikkapelle Schmid-Heigenhauser beigetreten. Der noch lebende Andreas Gastager, dritter Dirigent der Kapelle Gastager, stand der neu gegründeten Musikkapelle Schmid-Heigenhauser feindlich gegenüber und hat im Jahr 1907 eine zweite Blaskapelle organisiert und bis zum ersten Weltkrieg 1914 ausgebildet und geführt. Er ist 1914 gestorben. Die Musikkapelle Schmid-Heigenhauser hat sich ohne Unterstützung durch einen Lehrmeister von sich selbst heraus mit großem Eifer entwickeln müssen. Auch diese Kapelle hat sich mit Musikern von der Fraueninsel, einem Josef Berger und einem Josef Heistracher, zusammengeschlossen und dadurch die Bezirke Übersee, Fraueninsel, Breitbrunn, Eggstätt, Gollenshausen und zum Teil neben der Musikkapelle Unter- und Oberwössen, den Bezirk Marquartstein und Schleching erhalten können.
Die im Jahr 1907 von Andreas Gastager neu gebildete Blaskapelle wurde nach dem ersten Weltkrieg von Peter Donauer, Schuhmachermeister in Feldwies, übernommen und geführt. Peter Donauer hat sich mit der inzwischen entstandenen Eggstädter Kapelle vereinigt und als konkurrierende Kapelle Teile des gleichen Musikbezirks gesichert.
Die Musikkapelle Schmid-Heigenhauser stand vom Jahr 1903 bis 1922 unter der Leitung des Josef Schmid, Liebl in Feldwies. Ab 1922 hat der Musiker Georg Reischl aus Grüntal bei Raubling die Leitung der Kapelle Schmid-Heigenhauser übernommen. Die Kapelle Gastager-Donauer stand vom Jahr 1919 bis 1924 unter der Leitung von Peter Donauer in Feldwies. Beide Kapellen, Schmid-Heigenhauser und Gastager-Donauer, haben sich im Jahr 1925 zu einer Musikkapelle zusammengeschlossen und sich unter die Leitung des Musikers Reischl gestellt. Georg Reischl hat die Kapelle bis 1936 geleitet. An seine Stelle trat ein Neffe von Josef Schmid, Liebl, ein August Schmid. Nach August Schmid hat Josef Schwaiger, der Fischer Sepp, die Leitung der Blaskapelle Übersee übernommen.

vlnr, hintere Reihe: Güntherr Bartl, Jak Haumayer, Herbert Donauer, Hans Ebner (Franzenschneider), Sepp Schwaiger (Fischer), Sebastian Holzner, Alois Gelder (Pretlmann)
vordere Reihe: Nikolaus Holzner, Nikolaus Holzner (Radlschuster), Ignaz Ebner (Franzenschneider), Andre Genghammer (Gamer), Alois Dettl, Johann Wimmer

Besetzung um 1956
vlnr: Batista, Radlschuster Nik, Josef Schwaiger, Andre Genghammer, Ignaz Ebner, Nikolaus Holzner, Wast Holzner, Anton Gasteiger, August Schmid


Bericht: Eineinhalb Jahrhunderte Musikkapelle in Übersee-Feldwies (1961, Josef Metz)


Bericht: Eineinhalb Jahrhunderte Musikkapelle in Übersee-Feldwies (1961, Josef Metz)

„Da der Ortsschullehrer sich auf die Musik nicht versteht, so kann er hierin keinen Unterricht geben; wohl aber gibt selben an Sonn- und Feiertagen Matthias Glotz, Schneidermeister in Feldwies, der auch die Orgel schlägt, hat aber weder von einem noch von anderen etwas.“

So berichtete der Ueberseer Vikar Josef Rieder in einem Schreiben zu Beginn des 19. Jahrhunderts und gibt uns damit ein Dokument, daß es in der Gemeinde Uebersee anscheinend die Schneider waren, die sich die Pflege der Musik besonderes angelegen sein ließen, und nicht die Schuster wie weiland bei Hans Sachs. Es war nämlich wieder ein Schneider, dem zur selben Zeit die Gründung der hiesigen Musikkapelle, die ja einen guten Ruf besitzt, nachgesagt wird. Dieser andere Schneider hieß Josef Gastager und war in Neukirchen am Teisenberg 1785 geboren. Als Zwanzigjähriger war selbiger Gastager als Schneider in die Feldwies verschlagen worden. Neben seinem Schneiderkönnen brachte er anscheinend vor allem Musiktalent und Musikkönnen mit. Er verstand nicht nur die Trompete zu blasen, sondern pflegte auch Streichmusik. Allein freilich gab er noch keine Musikkapelle ab.

Zufällig heiratete zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zwischen den Jahren 1805 und 1810 ein gewisser Andreas Huber in das Feldwieser Kumpfmüller-Anwesen ein, der ebenfalls Streich- und Blasmusik kundig war. Gastager verstand es nun, den aus Tirol zu gewanderten Huber und die Einheimischen Genghammer, Gamer in Seetal, Maier, Gießner in Gießen, und den Daurer in Feldwies sowie weitere „dasige“ Musikfreunde, deren Namen nicht mehr feststellbar sind, unter einen Hut zu bringen, und eine Musikkapelle zu gründen. Das war vor nunmehr 150 Jahren, nämlich 1810, als Bayern gerade ein Königreich geworden war und Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Musikmeister der neuen Kapelle wurde Josef Gastager selber. Die Kapelle konnte sich schnell einen guten Ruf erwerben und wurde gern gesehener Gast in den umliegenden Gemeinden. Sie sorgte für Blas- und Streichmusik, für ernste und heitere, wurde unentbehrlich bei Hochzeiten und großen Leichenbegräbnissen, bei Feiern und bei Tanzlustbarkeiten. Vielleicht war die Gemeinde Uebersee und hier wieder der Ort Feldwies mit ihren vielen ehemaligen nicht existenzfähigen Kleinhäuslern ein besonders günstiger Boden für die Gründung einer Musikkapelle, bot doch die Ausübung der Musik sicherlich einen willkommenden Nebenverdienst. 30 Jahre lang leitete Josef Gastager seine Musiker, ehe er den Dirigentenstock in die Hände seines Sohnes Josef legte. Josef war damals erst 27 Jahre und bereits Hannerlwagner-Gütler in der Feldwies. Unter seinen Musikanten befanden sich noch immer der Tiroler Huber, jetzt betagter Kumpfmüller, der Daurer, der Gamer, der Gießner und die anderen, aber auch wieder deren Söhne wie der junge Kumpfmüller, der nun Hausernbinder in der Feldwies geworden war.
War seinem Vater Josef Gastager die Gründung der Musikkapelle zu verdanken, blieb dem Sohne deren Verstärkung vorbehalten. Der junge Hannerlwagner nahm nämlich bald Verbindung mit Musikern außerhalb seiner Gemeinde auf und konnte für seine Kapelle einen gewissen Knott aus Grassau und einen Ledererbistl aus Reit im Winkl als Blas- und Streichmusikanten gewinnen. Damit erfuhr die Uebersee-Feldwieserische Musikkapelle nicht nur eine zahlenmäßige Verstärkung, sondern ihr Wirkungskreis vergrößerte sich zusehends. Von Reit im Winkl und Schleching, ja sogar bis ins tirolerische Kössen einerseits und bis nach Seebruck und Chieming, Sondermoning andererseits verpflichteten Gemeinden und Wirte die beliebte Kapelle. Josef Gastager, dem Gründer, war es noch vergönnt, diese Blüte seiner von ihm gegründeten Musikkapelle zu erleben. 1855 segnete er das Zeitliche. Doch mittlerweile war schon die dritte Musikergeneration der Gastager herangewachsen und die vier Gastager-Enkel begannen nach und nach aktiv in die Kapelle einzutreten und mitzuwirken. Das war in der königlich bayerischen Zeit übrigens gar nicht so einfach. Es gab auch damals eine Bürokratie, bei der sogar die Zulassung als Musiker zu beantragen war. Einem Gastager-Enkel wird zunächst das sogenannte Musikerpatent wegen „seines jugendlichen Alters“ verweigert, wie uns ein zufällig erhaltenes Schreiben des königlichen Bezirksamtes Traunstein vom 3. Januar 1866 erzählt: Anliegende Patente sind den btr. Musikern gegen Bezahlung der treffenden Gebühren auszuhändigen, vorher aber die Personalbeschreibung in den Patenten zu ergänzen und die Unterschriften zu erholen, was umso gewisser zu geschehen hat, als sonst die Gesuchsteller zu diesem Zwecke hieramts vorgeladen und der Gemeindevorsteher in die den Einzelnen dadurch verursachten Kosten verurtheilt werden müßte. Künftig sind auch den Gesuchen um Verleihung oder Erneuerung von Musikpatenten ärztliche Zeugnisse darüber beizulegen, daß Gesuchsteller an keiner auffallenden ansteckenden oder eckelerregenden Krankheit leiden. Dem Andreas Gastager von Feldwies ist zu eröffnen, daß sein Gesuch um Verleihung eines Musikpatentes wegen seines jugendlichen Alters zurückgewiesen wurde.“ Doch später hat der Gastager Anderl das Patent dann doch bekommen. Ob er dazu schon ein Zeugnis beibringen mußte, daß er an keiner „eckelerregenden Krankheit“ leide, wie gefordert worden war, ist nicht bekannt.
Als 62jähriger übergibt der Vater dem Anderl die Leitung der Kapelle. Neben einigen anderen Einheimischen und seinen Brüdern Josef, Georg und Baptist spielen auch bei ihm wieder einige auswärtige Musiker. Anderl war es gelungen, einen gewissen Stocker aus Prien, einen Eder aus Endorf und einen Musiker Berger von Frauenchiemsee für seine Kapelle zu gewinnen. Sie betreuten weiterhin den großen Musikbezirk von Reit im Winkl bis Sondermoning und Seebruck. Das ging bis zum Jahre 1885. Jetzt hatte sich in Grassau mittlerweile eine selbständige Kapelle gebildet. Man kann diese Gründung einerseits als Konkurrenz ansehen. Doch hatte sich der Bereich der Uebersee-Feldwieser Musik in den Jahrzehnten vor Beginn dieses Jahrhunderts derart nach Westen ausgedehnt, daß sie das Achental als Musikbezirk leicht aufgeben konnte. Nicht umsonst hatte der Dirigent Musiker aus Prien, Endorf und Frauenchiemsee aufgenommen. So hatten denn die Musiker nicht nur die ganzen Seeorte von Seebruck, Gollenshausen, Lambach bis nach Prien und dazu die Insulaner zu betreuen (bei der Inselprozession wirkt übrigens die Ueberseer Blaskapelle heute noch mit!), sie kamen sogar bis Eggstätt, Endorf und Wildenwarth. Doch ein hundertjähriges Bestehen zu feiern war dieser Kapelle nicht vergönnt. Wegen verschiedener Todesfälle und wohl auch wegen Ueberalterung verschiedener Musiker löste sie sich im Jahre 1905 auf, 95 Jahre nach ihrer Gründung und nachdem sich der Dirigentenstab durch vier Generationen in der Familie gehalten hatte.
Doch ehe sich die Kapelle Gastager auflöste, war in Uebersee-Feldwies schon eine neue, junge Kapelle gegründet worden. Zu den Gründern gehörte Josef Schmid, Liebl in Feldwies, Stefan Pletschacher aus Feldwies, Sebastian Heigenhauser, Sebastian Heistracher, Sebastian Fleidl, sämtliche aus Uebersee, sowie Georg Hartl aus Hinderbichl und der damalige Irlingweber. Doch auch von den früheren Mitgliedern der Kapelle Gastager schlossen sich einige dieser neuen Musikervereinigung an, darunter Josef Gastager und dessen Sohn Xaver. 19 Jahre führte bei dieser Kapelle dann Josef Schmid den Dirigentenstab. Doch Andreas Gastager als ehemaliger Musikmeister der früheren Kapelle war der neuen Musikervereinigung nicht so wohl gesinnt wie sein Bruder Josef. Er ging vielmehr 1907 an die Gründung einer Konkurrenzkapelle, die er sieben Jahre bis zu seinem Tode 1914 aufbaute und führte. Daß sich in einer kleinen ländlichen Gemeinde gleich zwei Musikervereinigungen bilden und halten, dürfte nicht alltäglich sein.
Ohne Unterstützung, nur auf sich selbst angewiesen, setzt sich die junge Musikkapelle Schmid-Heigenhauser durch und entwickelte sich so, daß sie bald um den halben Chiemsee zu spielen hatte. Auch im Achental war sie bald eine gern gesehene Kapelle. Doch auch die andere von Andreas Gastager vor dem ersten Weltkrieg gegründete Kapelle wurde von Peter Donauer nach dem ersten Weltkrieg übernommen, neu aufgebaut und mit Erfolg als Blaskapelle weitergeführt. Sie vereinigte sich dann mit den Musikanten von Eggstätt und wirkte ebenfalls mit viel Erfolg. Dieser Konkurrenzstreit zog sich bis zum Jahre 1925 hin, das den Zusammenschluß beider Kapellen brachte. Dirigent wurde der im Grüntal bei Raubling geborene Reischl, nachdem er schon vorher die Kapelle Schmid Heigenhauser zwei Jahre zur Zufriedenheit betreut hatte. 1935 löste ihn dann als Musikmeister August Schmid ab. Er war ein Neffe von Josef Schmid und stand den Musikern von Uebersee bis 1958 vor.

Josef Schwaiger übernimmt die Ablösung. Er führt die Kapelle heute noch. Unter dem Namen Fischer Sepp ist der augenblickliche Dirigent ja weithin bestens bekannt. Er hat nicht mehr die Sorgen, daß sich neben ihm eine neue Konkurrenzkapelle bilden könnte. Dazu fehlen heute in der Gemeinde schon die Musiker. Bei ihm geht es vielmehr darum, überhaupt noch Musikbegeisterte zu finden. Möge es ihm gelingen, das Nachwuchsproblem zu lösen, damit die Blaskapelle Uebersee-Feldwies weiter bestehen bleibe. Es wäre doch jammerschade um ihr Aufhören nach einem mehr als 150jährigen Bestehen. Was ist schon ein bayerisches Dorffest ohne Blasmusik? Oder wird in Zukunft bei Trachtenumzügen u. ä. Veranstaltungen ein Lautsprecherwagen mit Konserven-Blasmusik mitfahren?


Der Neuanfang 1975

Auf Initiative von Christian Dengler, Lehrer und Organist in Übersee, erfolgte am 7.1.1975 die Gründung des “Musikverein Übersee-Feldwies”. Unterstützung fand er bei den Mitgliedern der “alten” Blaskapelle und Bürgermeister Georg Gschwendner. Junge Musiker erhielten eine intensive Ausbildung durch Anton Edenhoffer, auf ihn folgte bis 1980 Willi Scharmüller.
Damals erfolgte auch die Umbenennung der Jugendkapelle in “Blaskapelle Übersee-Feldwies”.

Der Neuanfang


Nachdem sich die alte, ruhmreiche Überseer Blaskapelle, in der ich selbst viele Jahre mitgespielt habe, aus Altersgründen und mangels Nachwuchses aufzulösen drohte, war es an der Zeit, die Grundlagen für eine neue Nachwuchskapelle zu schaffen. Aus diesem Grunde wurde der Musikverein Übersee gegründet, der sich zur Aufgabe machte, der Jugend Musikunterricht zu erteilen und so Nachwuchs für eine neue, größere Musikkapelle zu schaffen. Als Ausbilder wurden verpflichtet: Anton Edenhofer für Bariton, Posaune und Bass. Ernst Holzfurtner für Klarinette und Saxophon, Peter Gries für Schlagzeug und Trommel und Willi Scharmüller für Flügelhorn, Trompete, Tenorhorn und Es-Horn.
Ferner übernahm ich die Gesamtleitung der Ausbildung und wurde von der Mitgliederversammlung zum zweiten Vorstand des Musikvereins gewählt. Erster Vorstand wurde Lehrer Christian Dengler.
Unsere Arbeit war von Anfang an sehr erfolgreich. Die Ausbildung der einzelnen Instrumentalgruppen machte gute Fortschritte, so daß bald Gesamtproben abgehalten werden konnten. Von dieser Zeit an nahm die Kapelle Gestalt an und wir konnten kleinere öffentliche Auftritte übernehmen. Am 3. Juli 1977 stellten wir uns beim Bezirksmusikfest in Bernau am Chiemsee zum erstenmal einem öffentlichen Wettbewerb.
Aus der Niederschrift von Willi Scharmüller, 1977

Besetzung 1977:
hintere Reihe v.l.: Stephl Siegfried, Stöger Sebastian, Irger Josef, Gnadl Klaus, Kreuz Hansi, Hunglinger Paul, Gnadl Franz, König Franz, Fritzenwenger Karl, Steiner Roland, Hafner Heinrich jun.
3. Reihe v.l.:  Holzfurtner Ernst, Steiner Thomas, Schöneburg Doris, Schwaiger Stefan, Ehnle Manfred, Mayer Monika, Egart Franz, Pfisterer Josef, Hofmann Stefan, Genghammer Peter, Sillaber Josef, Niedermeier Fred, Scharmüller Willi
2. Reihe v.l.: Gnadl Werner jun, Bergen Alexander, Lechner Martin, Steger Doris, Priller Andrea, Gelder Stefan
sitzend v.l.: Kreuz Marianne, Holzfurtner Doris, Strohmayer Thomas, Hofmann Thomas, Hunglinger Albert, Gries Peter sen, Steiner Klaus, Gries Peter jun, Scharmüller Wieland, Haumayer Helmut, Lechner Josef

Besetzung 1981
Hintere Reihe v.l.: Heigenhauser Marianne, Holzfurtner Ernst, Hartl Franz, Genghammer Peter, Gries Peter, Gries Andreas, Gelder Stefan, Stephl Siegfried, Schöneburg Doris, Mayer Monika, Gnadl Klaus, Hunglinger Paul, Holzfurtner Doris, Gnadl Franz, König Franz, Hafner Heinrich, Lechner Josef jun, Steiner Roland, Fritzenwenger Karl, Dengler Christian, Hiendl Fanerl
Vordere Reihe v.l.: Brunner Robert, Hofmann Stefan, Haumayer Helmut, Lechner Peter, Hunglinger Albert, Steiner Klaus, Stöger Sebastian, Haumayer Jaki, Gries Thomas, Hangel Robert, Pichl Franz, Strohmayer Thomas, Bergen Alexander

Besetzung 1984
v.l. 1. Reihe: Haumayer Helmut, Gries Andreas, Schwaiger Ingrid, Knuhr Monika, Mader Andrea, Steiner Klaus, Eberl Gerhard, Schmid Thomas, König Franz, Waltl Simone, Hofer Roswitha, Mayer Monika
2.R.: Dengler Christian, Fischer Markus, Hofmann Stefan, Genghammer Peter, Stöger Sebastian, Pichl Franz, Lechner Peter, Gnadl Klaus, Schwaiger Martin, Lindlacher Thomas, Brunner Robert, Gelder Stefan, Donauer Herbert, Stephl Siegfried, Gries Peter, Strohmayer Thomas, Dengler Georg, Fritzenwenger Karl, Hangel Robert, Hafner Heinrich, Hunglinger Albert, Rosenhuber Josef, Hartl Franz, Hafner Andreas, Steiner Roland, Lechner Josef, Gnadl Franz, Stein Martin, Dengler Johannes

Aus der Gemeindezeitung vom 19.12.1974
Gründung einer Jugend-Blaskapelle Den Interessenten soll nun die Möglichkeit geboten werden, ein Blasinstrument zu erlernen und in einer Jugend-Blaskapelle mitzuwirken. Erfolge und gute Fortschritte in vielen Nachbargemeinden müssen auch in Übersee den Ehrgeiz und den Einsatz der Jugend auf diesem Gebiet wecken. Die Gemeinde Übersee hat ihre Unterstützung zugesagt, so daß niemand aus finanziellen Gründen fernbleiben muß. Zu einem Aussprache-Abend – am besten auch mit den Eltern – laden wir alle Interessenten ein. Wir treffen uns am Dienstag, 7. Januar 1975 um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum. Gez. Chr. Dengler (Chorleiter) J. Schwaiger (Musikleiter) Gschwendner (1. Bürgermeister) Holzner (2. Bürgermeister) Pöller (3. Bürgermeister)

Aus der Gemeindezeitung vom 16.01.1975
Gründung eines Musikvereins und Bildung einer Jugend-Musikkapelle Übersee
In der Zusammenkunft am 7. Januar 1975 im Pfarrzentrum wurde die Bildung einer Jugend-Musikkapelle besprochen. Bürgermeister Gschwendner, Bürgermeister Holzner, Chorregent Dengler und Musikleiter Edenhofer erläutern im Einzelnen, wie das Vorhaben durchgeführt werden soll.
Beabsichtigt ist, eine eigenständige Jugendkapelle heranzubilden, die neben der jetzigen Musikkapelle Übersee besteht und später deren Aufgaben übernehmen soll. Zur Ausbildung dieser Musikkapelle hat sich Musikleiter Edenhofer, der auch schon die Ausbildung der Jugendkapellen Grassau und Grabenstätt übernommen hat, bereit erklärt. Kinder und Jugendliche, die an der Musikausbildung teilnehmen und Mitglied der Jugendkapelle werden wollen, werden deshalb gebeten, sich möglichst schon in der Gründungsversammlung am kommenden Montag anzumelden.
Es wurde schließlich festgelegt, einen Musikverein Übersee, der auch Mitglied des Bayer. Musikbundes werden soll, zu gründen. Die Gründungsversammlung dazu findet statt am Montag, 20. Januar 1975 im Pfarrsaal. Beginn 19.00 Uhr.
Es geht die herzliche Einladung an alle Schüler (mit Eltern) und Jugendlichen, die Mitglied der Jugendkapelle werden wollen, an dieser Gründungsversammlung teilzunehmen. (…)


Chronologie

Blas- und Streichmusikkapelle Übersee-Feldwies (Gastager) | 1810 - 1925

Blas- und Streichmusikkapelle Übersee-Feldwies (Gastager)

 1810 Josef Gastager (* 1788, † 1856)
Erste Besetzung: Josef Gastager, Andreas Huber – Kumpfmüller in der Feldwies, Andreas Genghamer – Gamer in Seethal, Joseph Mayer – Gießner am Bach  

1840 Josef Gastager (* 1813, † 1896) Zweite Besetzung.: Josef Gastager jun., Josef Gastager sen., Andreas Huber – Kumpfmüller in der Feldwies, Hausernbinder Sohn des Andreas Huber, Andreas Genghamer – Gamer in Seethal, Joseph Mayer – Gießner am Bach, Knott aus Grassau, Ledererbistl aus Reit im Winkl

Ab dem Jahr 1860: Josef, Andre, Georg und Baptist Gastager, Söhne des Josef Gastager jun.

1875 Andre Gastager (* 1847, † 1914) Dritte Besetzung: Andre Gastager, Stocker – Prien,  Eder – Endorf (Nachfolger: Peter Schmid, Prien), Berger – Frauenchiemsee (Nachfolger: Schupfinger, Endorf), Hausernbinder, Josef Gastager, Georg Gastager

Kapelle Schmid-Heigenhauser | 1903 - 1977

Kapelle Schmid-Heigenhauser

1903 Josef Schmid: Neugründung Kapelle Schmid-Heigenhauser mit Josef Schmid – Liebl in Feldwies, Heigenhauser Sebastian – Irlingwebersohn, Heistracher Sebastian – Bäcker in Feldwies, Heistracher Josef – Bootsbauer von der Fraueninsel, Berger Josef – Schloßwärter, Fleidl Sebastian – Maurer in Übersee, Hartl Georg – Halserer von Hinterbichl, Hartl Georg – Fraulsohn vom Westerbuchberg, Pletschacher Stefan – Wiedholzer in Feldwies, Stöger Sebastian – Schuhmacher in Feldwies, Heigenhauser Josef – alter Irlingweber von Übersee, Brunner Peter – Sauschneider vom Westerbuchberg, Gnadl Stefan – Kasparschmied in Übersee, Gastager Josef – aus der dritten Besetzung Gastager, Gastager Xaver, Sohn von Josef Gastager

1905 Vorerst das Ende der Ära Gastager! Die Besetzung unter Andre Gastager löst sich auf.
1907 Andre Gastager gründet die Konkurenz-Kapelle Gastager-Donauer
1922 Georg Reischl übernimmt die Kapelle Schmid-Heigenhauser
1919 bis 1924 Peter Donauer leitet die Kapelle Gastager-Donauer
1925 Vereinigung der Kapellen Schmid-Heigenhauser und Gastager-Donauer
1935 August Schmid: der Neffe des Liebl leitet die Kapelle
1958 bis 1977 Josef Schwaiger: Leitung durch den „Fischer Sepp“. Zeitweise wechselnde Leitung durch Alois Dettl und Herbert Donauer

Blaskapelle Übersee-Feldwies | 1975 bis heute

Die Neue Blaskapelle

1974 Erste Besprechung in der Stube im Gasthaus Jobst
Die Initiatoren: Bgm. Georg Gschwendner, Christian Dengler, Pfarrer Korbinian Springer, Nikolaus Holzner, Josef Schwaiger, Jakob Haumayer und der Wirt Karl Jobst. Beschluss zum Aufruf der Neugründung in der Gemeindezeitung.
1975 Neugründung der Jugendblaskapelle und des Musikvereins Übersee-Feldwies Registerproben durch Ernst Holzfurtner (Klarinette), Willi Scharmüller (Trompete/Flügelhorn), Anton Edenhoffer (Hörner/Posaune/Tuba), Peter Gries (Schlagzeug und Trommel). Erste Gesamtproben unter Leitung von Anton Edenhoffer und Willi Scharmüller.
1976 Anton Edenhoffer erster öffentlicher Auftritt am Volkstrauertag
1977 Willi Scharmüller Neujahrskonzert in der Pfarrkirche St. Nikolaus
1980 Max Waibl Umbenennung in „Blaskapelle Übersee-Feldwies“
1981 Ernst Holzfurtner teilt sich die Leitung mit Christian Dengler
1981 Christian Dengler musikalische Leitung bis zum Jubiläum 2010
1982 Gründung einer neuen Jugendblaskapelle. Es dirigierten Ernst Holzfurtner, Christian Dengler, Josef Rosenhuber, Thomas Lindlacher, Undine Stephan und Constantin Zill
2008 Gründung des Schülerorchesters unter der Leitung von Thomas Schmid. Die Leitung übernahm später Andrea Harant
2010 Übergabe Dirigentenamt Blaskapelle von Christian Dengler an Thomas Lindlacher